Beratung für ErwachseneWer kann deinen Eltern helfen?

Eltern

Es ist nicht deine Verantwortung, deine Eltern vor Gewalt zu schützen. Du kannst aber Hilfe holen. Es ist nicht deine Aufgabe, die Gewalt zu beenden. Es gibt Beratungsstellen, die extra für die Erwachsenen da sind. Sie sind spezialisiert auf Menschen, die Erfahrung mit häuslicher Gewalt gemacht haben.

Warum sind meine Gefühle zu meinen Eltern so unterschiedlich?

Vielleicht liebst du beide Eltern sehr und hältst es kaum aus, wenn sie sich streiten. Du willst, dass sie sich vertragen und alles gut wird.

Es könnte auch sein, dass du ein Elternteil immer sehr aggressiv und wütend erlebst, das andere dagegen als Opfer. Die Person, die aggressiv ist, fürchtest du, die leidende Person möchtest du schützen.

Vielleicht wunderst du dich, dass deine Mutter deinen gewalttätigen Vater, ihren gewalttätige Freund oder ihre gewalttätige Partnerin nicht verlässt. Vielleicht macht dich das auch sehr wütend. Möglicher Weise fragst du dich, wieso er oder sie immer noch zu euch kommt und euch bedroht, obwohl sie längst getrennt sind.

Es gibt Kinder und Jugendliche, die das Vertrauen in ihre Eltern verloren haben. Manche haben z.B. zur neuen Partner:in ein besseres Verhältnis als zum leiblichen Vater und zur leiblichen Mutter.

Manche Kinder leben bei Pflegeeltern, die sich toll verhalten. Manche geraten an Pflegeeltern, die mit der Erziehung der Kinder überfordert sind.

Egal, wer wem weh tut: Es ist nicht deine Schuld, wenn es zu Gewalt zwischen Erwachsenen kommt. Es ist nicht deine Aufgabe sie vor Gewalt zu schützen. Es ist auch nicht deine Aufgabe, die Gewalt zu beenden.

Du kannst aber Hilfe holen.

Warum trennen sie sich nicht einfach?

Es gibt viele Gründe, warum Menschen, meistens sind es Frauen, in einer gewalttätigen Beziehung bleiben.

  • Sie wissen nicht, wohin.
  • Sie lieben ihren Partner oder ihre Partnerin trotz allem noch immer.
  • Sie hoffen, er oder sie ändert sich.
  • Sie wollen, dass ihre Kinder mit Vater und Mutter zusammenleben.
  • Sie haben nicht genug Geld.
  • Sie trauen sich nicht, ein neues Leben zu beginnen, weil sie sich schwach und hilflos fühlen. Vielleicht sind sie auch krank
  • Sie haben Angst, den Partner oder die Partnerin zu verlassen, weil ihnen gedroht wird.
  • Sie fürchten, dass er oder sie versucht, ihnen die Kinder wegzunehmen oder zu entführen.
  • Sie haben Angst vor der Reaktion der Familie.

Kannst du es bei deinen Eltern ansprechen?

Wenn es Dinge gibt, die du nicht verstehst, traue dich, deine Mutter (oder deinen Vater), d.h. die Person, die bedroht oder misshandelt wird, danach zu fragen. Manchmal fällt es Eltern, die das erleben, schwer darüber zu sprechen. Sie wollen ihre Kinder davor schützen. Manchmal glauben sie, ihre Kinder wüssten nicht, was los ist. Versuche also mit diesem Elternteil zu reden. Nur so kann er oder sie erfahren, wie du dich fühlst, dass es dir nicht gut geht und dass du vor der Gewalt geschützt werden musst.

Denke stets daran: Dein Schutz geht vor!

Wer hilft meiner Mutter, wer ist für meinen Vater da?

Es gibt Beratungsstellen, die extra für Erwachsene da sind. Sie sind spezialisiert auf Menschen, die Erfahrung mit häuslicher Gewalt gemacht haben. Es gibt immer auch die Möglichkeit, sich anonym beraten zu lassen, also ohne den eigenen Namen zu sagen. Man kann sich erst einmal anhören, was es für Hilfen gibt und dann entscheiden, welche Form der Hilfe man annehmen kann. Es gibt auch Beratungsstellen für die Menschen die Gewalt anwenden. Denn wenn jemand sich ändern will, braucht er Hilfe.

Wenn deine Mutter sich alleine oder mit dir und deinen Geschwistern vom gewalttätigen Vater oder Partner trennen will, kann sie in einem der Frauenhäuser Schutz und Hilfe finden und dort einziehen.

Aber niemand muss ins Frauenhaus gehen und seine Wohnung verlassen, um Hilfe zu bekommen. Deine Mutter kann auch die Polizei anrufen, wenn der Vater wieder gewalttätig ist oder sie bedroht. Aber auch du selber kannst die Polizei anrufen. Die Polizei ist verpflichtet, gewalttätige Menschen aus der Wohnung weg zuweisen, damit es zu keiner Wiederholung kommt. Sie muss dafür sorgen, dass der Täter nicht mehr zurückkommt und sich ihr bis auf Weiteres nicht mehr nähern darf.

Egal, wer die Ansprechpartner deiner Eltern sein werden, sie übernehmen die Verantwortung dafür, dass die Gewalt aufhört und alle Betroffenen geschützt werden.

Wenn du zum Kinder- oder Jugendnotdienst gehst und nicht mehr nach Hause willst, werden die Menschen, die das Sorgerecht für dich haben, zum Gespräch eingeladen. Wenn du den Mut hast zu erzählen, dass du Gewalt (mit-) erlebst, wird das mit Eltern besprochen. Du kannst, musst aber nicht, bei diesem Teil des Gespräches dabei sein. Zusammen mit den Berater:innen entscheidest du, wie gefährlich oder wie belastend es für dich wäre, deinen Eltern gegenüber zu treten. Eltern, die zugeben können, etwas falsch zu machen, kann geholfen werden. Dennoch könnte für eine Weile die räumliche Trennung hilfreich sein, damit du zur Ruhe kommen kannst und sie ganz ernsthaft überlegen wie sie die Situation verändern müssen.

  • Niemand kann sich ganz plötzlich zum Positiven verändern.
  • Veränderung braucht Zeit:
  • Es muss eingestanden werden, dass sich etwas ändern muss.
  • Es muss erkannt werden, was am bisherigen Verhalten schädlich war.
  • Es muss geklärt sein, wie das neue Verhalten aussehen soll.
  • Das neue Verhalten muss eingeübt werden.
  • Die Veränderung muss sich im Alltag bewähren
  • Jeder noch so lange Weg fängt mit dem ersten Schritt an…

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Häusliche GewaltSo holst du Hilfe!

Wenn die Erwachsenen dich nicht schützen können oder wollen, musst du selbst etwas unternehmen. Hier sind zwei Beispiele, wie das gehen kann.